Rund 50 Bürgerinnen und Bürger folgten am letzten Mittwochabend der Einladung zum Diskussionsforum von INSULA RUGIA, dem Förderverein des Nationalparks Jasmund, dem Tourismusverband Rügen und dem Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL ins Alte E-Werk in Sassnitz.
Die neuesten Entwicklungen im Nationalpark waren Gegenstand der Betrachtungen und Gespräche, vor allem das geplante Vorhaben „Königsweg“, mit dem die Zugänglichkeit Rügens Wahrzeichens auf Dauer garantiert werden soll. Unter dem Titel „Erlebbarkeit der Kreideküste und Küstenerosion – ein Widerspruch?“ wurde aber auch zu dem gesperrten Abstieg am Königsstuhl erneut Stellung bezogen.
Dabei half die Einordnung des Vorsitzenden des Tourismusverbandes Knut Schäfer, der deutlich hervorhob, dass die Kreideküste mit dem Königsstuhl nicht nur für die Vermarktung der Insel Rügen von größtem Wert sei, sondern darüber hinaus für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern. „Wir müssen aufhören, die Dinge schlechtzureden, die seit Jahren hervorragend laufen und sollten uns in der Außendarstellung auf unsere Stärken besinnen“ mahnte Knut Schäfer als Seitenhieb auf die jüngste Berichterstattung zu mehr Geschlossenheit und Zuversicht.
Olaf Dieckmann, im Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt als Referent für die Großschutzgebiete zuständig, verteidigte die Entscheidung der Ministerien, den Abstieg am Königsstuhl aus Sicherheitsgründen und daraus abgeleiteten Haftungsfragen nicht mehr zu erneuern. Vor allem dieser Punkt löste engagierte Diskussionen aus, die jedoch weitgehend sachlich geführt wurden. Das war sicherlich auch der Erfahrung des Altbürgermeisters Dieter Holtz zu verdanken, der die Veranstaltung souverän moderierte.
Manfred Kutscher, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Nationalparks Jasmund verwies auf die jüngste Historie und betonte, dass bereits zahlreiche Abstiege der Dynamik zum Opfer fielen, teils sogar nur ein Jahr nach ihrem Bau. Dieser Prozess wird sich nach seiner Aussage in Zukunft noch verstärken.
Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion stand aber das Vorhaben „Königsweg“, das die sichere Begehung des Königsweges gewährleisten soll, auch wenn Wind und Wetter mittelfristig den natürlichen Übergang zum Königsstuhl nicht mehr passierbar machen. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Anwesenden den Vortrag von Carsten Schwarzlose vom beauftragten Projektbüro BIG Städtebau aus Stralsund. Zahlreiche Nachfragen zeugten von dem großen Interesse der Anwesenden. Der Tourismusverband lobte das Nationalpark-Zentrum für sein erfolgreiches Wirken und betrachtet den Königsweg als hervorragenden Beitrag für einen nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Tourismus. „Vor allem die barrierefreie Ausgestaltung des Bauwerkes sei vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ein wichtiger Punkt“ so Knut Schäfer.
„Als Betreiber des Nationalpark-Zentrums KÖNIGSSTUHL haben wir eine großes Interesse an einem vielfältigen und attraktiven Angebot im Nationalpark“ so Mark Ehlers. Zwar ist die Entscheidung zur Sperrung des Abstieges erklärungsbedürftig, aber das Verständnis für die Sicherheitsbedenken wird grundsätzlich akzeptiert. „Wichtig ist es, den Gästen des Nationalparks Alternativen anzubieten und davon gibt es schließlich noch viele“ so der Geschäftsführer des Zentrums mit Blick auf die spektakulären Wanderwege, verbliebene Abstiegsmöglichkeiten, den frei zugänglichen Strand, das neue Welterbeforum und den in Planung befindlichen Radweg.
Prof. Hans Dieter Knapp, Vorsitzender von INSULA RUGIA e.V. resümierte abschließend auch: “Das Vorhaben „Königsweg“ ist gerade vor dem Hintergrund des leider nicht mehr vorhandenen Abstieges praktizierte Vorsorge und gewährleistet den Erhalt der berühmten Königsstuhlaussicht, unabhängig von den natürlichen Erosionsprozessen. Die Vereinbarkeit mit den Zielen des Nationalparks und auch des Naturschutzes ist durch die seit 2011 vorangetriebenen Planungen gewährleistet. Deswegen ist der „Königsweg“ ein gelungenes Beispiel dafür, den Widerspruch von Erosion und Erlebbarkeit an der Kreideküste zu überwinden und verdient breite Unterstützung“.
Sassnitz, den 25.05.2018